Die Kritiker der alternativen Medizin kommen häufig aus der philosophischen Ecke des Materialismus. Sie ziehen sich dabei in der Regel den Mantel der „Wissenschaftlichkeit“ an, um damit argumentativen Eindruck hinterlassen zu wollen. Ihre Argumente sind in der Regel jedoch unwissenschaftlich, und die Kritik an ihrer Kritik wird von ihnen in der Regel auch nicht in Kenntnis genommen.
In meinem Beitrag möchte ich einen aktuellen kritischen Beitrag des „Sektenblogs“ zum Thema Geistheilung mit dem Titel „Heiler glauben, wer heilt, hat recht – doch können sie wirklich heilen?“ kommentieren und die typische schwache Argumentationslogik aus meiner Sicht erläutern.
Zusammenfassung des Beitrags
Wer den Beitrag nicht lesen möchte, dem fasse ich kurz die Argumente des Beitrags zusammen:
- Es gibt Hunderttausende von Schweizern, die auf Geistheilung vertrauen aufgrund positiver persönlicher Erfahrungen.
- Die Heiler müssen dabei aber keine empirisch belegte Wirksamkeit ihrer Behandlung darlegen.
- Geistheiler berufen sich auf das Prinzip „Wer heilt, hat recht“.
- Dies ist ein Dilemma für die Geistheiler, weil der Körper sich ja selber heile. Der Heiler hat damit laut Autor „höchstwahrscheinlich“ nichts zu tun.
- Als Beispiel wird die Erfahrungsgeschichte eines Mädchens mit vermutlicher Neurodermitis angeführt. Sie geht zu verschiedenen Geistheilern und ist interessanterweise nach 3 Wochen gesund.
- Es werden noch dubiose Aussagen von Geistheilern zitiert.
Die Argumente noch einmal dargestellt
Der Autor, der ja der Alternativmedizin, so wie Geistheilung ablehnend gegenüber steht, behauptet in seiner Argumentation, dass die Behandlung bei Geistheilern keinen Effekt hat – da viele Erkrankungen sowieso von selbst ausheilen.
Interessant ist in dem Zusammenhang, dass (normalerweise) noch wenigstens der Placebo-Effekt ins Feld geführt wird – der spielt aber in der Kritik diesmal keine Rolle. Die Geistheiler haben „höchstwahrscheinlich“ einfach keinen Einfluss gehabt, ohne genaue Begründung.
Das zweite immer wieder ins Feld geführte Argument ist, dass es keine empirischen Beweise durch die Wissenschaft dazu gibt. Dieses Argument wird immer mit der Logik missverstanden, dass der Mangel an Beweisen gleichzusetzen mit dem Beweis der Wirkungslosigkeit. Ein Mangel an Beweisen ist natürlich nie ein Beweis für eine Wirkungslosigkeit. Im Gegenteil ist es in der Regel sehr schwer, eine Wirkungslosigkeit zu beweisen.
Meine Gegenargumente
Als Erstes gehe ich auf das Scheinargument der wissenschaftlichen Forschung ein und danach, wieso Geistheiler auch ohne diese Forschung ihre positive Wirkung regelmäßig beweisen.
Zum Stand der aktuellen Forschung der Alternativmedizin
Alternativmedizin allgemein, aber vor allem Geistheilung im Speziellen sind nicht im Fokus von wissenschaftlicher Forschung, mit kleinen Ausnahmen abgesehen.
Das Argument, dass diese Disziplinen sich nicht empirisch bestätigt haben, liegt bei der Geistheilung vor allem daran, dass diese bis heute nicht gut wissenschaftlich erforscht wurde. Um es salopp zu sagen: Es gibt keine Forschung um Geistheilung, die der modernen Medizin gerecht wären. Man untersucht dieses Phänomen einfach gar nicht, obwohl man es könnte. Das ist aber kein Beweis für eine Unwirksamkeit.
Woran liegt die fehlende Forschung?
In meinen Augen sind das zwei Punkte. Erstens: medizinische Forschung auf hohem Stand ist sehr kostspielig. Diese Kosten werden in der pharmakologischen Forschung hauptsächlich von den privaten Firmen betrieben. Ebenso ist Lehre, Forschung und Firmen im Medizinsektor stark verwoben. D.h. auch öffentlich finanzierte Grundlagenforschung wird in der Regel im pharmakologischen Sektor angewendet, da die Forschungsinstitute auch von den privaten Investitionen der Pharmafirmen abhängen. Um es kurz zu sagen: die Forschung ist nicht wirklich frei, und wer da wo und was erforscht wird nicht nur von Professoren bestimmt.
Der zweite Punkt ist, dass man auch gar kein Interesse hat zu viel Forschung in alternative Behandlungskonzepte zu investieren. Das Geld fehlt ja dann nicht nur in der Pharmaforschung, sondern sofern die Ergebnisse positiv wären, bedroht es die Pharmakologie und die Firmen dahinter ja auch existentiell. Bei dem Thema Geistheilung kommt noch hinzu, dass diese per se nicht zu funktionieren habe, da der Geist nicht die Materie beeinflussen darf – solche Ergebnisse würden den Glauben an den Materialismus existentiell bedrohen. Da die Mehrzahl der Wissenschaftler gläubige Materialisten sind, ist nicht zu erwarten, dass diese sich gerne an so ein Thema wagen würden. Das wäre in etwa so, als ob ein gläubiger Christ durch ein Experiment herausfinden könnte, dass Jesus nicht der Retter der Menschheit ist – so ein Experiment würden die wenigen Christen wagen, da es ihren Glauben fundamental zerstören könnte.
Ist eine wissenschaftliche Erforschung der Geistheilung möglich?
Ja in der Tat wäre es möglich dies zu erforschen. Es spricht nichts dagegen, dass man Geistheilung nach den aktuell gültigen wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Wirkung positiv bestätigen könnte. Tatsächlich benötigt man aber eine ziemlich hohe Anzahl von Patienten, so wie an Heilern, um statistische Effekte wirklich zu belegen. Solche groß angelegen Studien habe ich noch keine gesehen.
Es geht aber auch einfacher, und das ist mein zweites Gegenargument.
Der Placebo-Effekt bei chronischen Krankheiten
Normalerweise wird Geistheilern (und anderen Alternativmedizinern) zumindest der Placebo-Effekt als Wirkung zugesprochen. Dieses Argument wird gerne, aber abwertend benutzt, was damit zu tun hat, dass die pharmakologische Forschung für einen Erfolg immer einen Effekt über den Placebo-Effekt darzustellen hat. Wer „nur“ den Placebo-Effekt nutzt, der ist sozusagen „Unterlegen“.
Hier wird aber argumentativ gerne verschwiegen, dass der Placebo-Effekt keine statische Größe ist. Ganz im Gegenteil ist der Placebo-Effekt höchst variabel und es ist eigtl. auch gar nicht klar, wo die Grenzen nach oben hin sind. Es gibt in der wissenschaftlichen Placebo-Forschung ziemlich interessante Aspekte, wie bspw. Erfolge von Scheinoperationen, die wirklich darlegen, dass der Geist der Menschen sogar in der Lage ist, organische Veränderungen im Körper zu bewirken. Das geht über eine reine Modulation des Immunsystems weit hinaus und betritt tatsächlich eher die Domäne der Geistheiler, wo Scheinoperationen eine eigene Sparte ist.
Man weiß zwar, dass es den Placebo-Effekt gibt, und dass er modulierbar ist – man weiß aber nicht, wie er überhaupt funktioniert. Das Ganze ist eigentlich noch ein großes Rätsel, an dem aber auch nur relativ wenig gerüttelt wird.
Was ist der Placebo-Effekt wirklich?
Möglicherweise ist der Placebo-Effekt eben nicht nur seltsames Störphänomen von wissenschaftlichen Studien, sondern der Ansatz von angeregter echter Geistheilung in den Patienten. Und wenn dem so ist, dann ist erfolgreiche Geistheilung sozusagen so etwas wie ein „Hyper-Placebo-Effekt„, ausgelöst durch einen Geistheiler.
Der Placebo-Effekt ist, solange er nur ein unverstandenes Phänomen ist, niemals ein Gegenargument gegen eine Therapie.
Was heilt der Placebo-Effekt?
Allerdings wird die Wirkung des Placebo-Effektes in der Schulmedizin nur sehr limitiert dargestellt. Wirklich gut belegt ist er bei Schmerzen und Depressionen.
Der Placebo-Effekt hat deshalb, laut Schulmedizin, keine heilende Eigenschaft. Das gilt insbesondere für chronische Krankheiten. Einen Placebo-Effekt der Besserung durch eine Behandlung ist demnach nur kurzfristig.
Eine chronische Krankheit zeichnet sich dadurch aus, dass sie chronisch ist – also nach offizieller Version dann als „unheilbar“ gilt. Spontanheilungen sind selten. Der Patient hat sich damit abzufinden, dass er bis zum Ende seines Lebens damit zu tun haben wird.
Hier schlägt natürlich die Erfahrung der Alternativmedizin, so wie Geistheilung, dieses Scheinargument von oben.
Das Placebo-Effekt-Argument umgedreht:
Wenn alternative Behandlungen nie mehr als den Placebo-Effekt darstellen, wäre es ihnen nach offizieller Deutung nicht möglich, chronische Erkrankungen erfolgreich zu behandeln.
Es ist also ganz einfach, wie ein Geistheiler von seiner Wirkung überzeugen kann: Sofern er nachweisen kann, dass unter seiner Behandlung eine oder mehrere chronische Erkrankungen verschwunden sind, kann es niemals der Placebo-Effekt gewesen sein. (Unter dem Vorbehalt nur die Schulmedizin Placebo-Stärke anzuführen.)
Und in der Tat: Es sind vor allem die Alternativmediziner, so wie auch Geistheiler, die bei chronischen Erkrankungen gute Erfolge vorzuweisen haben.
(Dies ist wissenschaftlich bspw. für die Homöopathie in Beobachtungsstudien einwandfrei belegt worden.)
Das erklärt nicht nur den medizinischen, sondern auch den wirtschaftlichen Erfolg. Sonst wären ja nicht Hunderttausende von Schweizern mit ihren Geistheilern zufrieden.
Neurodermitis als Beispiel in dem Beitrag
In dem Beispiel des Beitrags wird der Erfolg von einer vermutlichen Neurodermitis Heilung in ein paar Wochen als Beleg dafür aufgeführt, dass diese Hautsymptome vermutlich nur von selbst verschwunden sind.
Das Beispiel der Neurodermitis ist von dem Autor gut gewählt, denn in der Tat verschwinden die Symptome bei Kindern im Laufe der Zeit bei vielen wieder. Er unterschlägt aber, dass es niemals innerhalb von Wochen passiert, sondern meist Jahre der Symptomatik benötigt. Und na klar: so ganz sicher kann man sich in solchen Fällen natürlich nie sein, ob es Zufall oder Behandlung war.
Ich würde aber gerne wissen, wie er das ganze darlegen würde, wenn der Patient vielleicht jemand mit einer chronischen Darmentzündung oder noch dramatischer, einer Krebserkrankung gewesen wäre.
War es dann nur ein Zufall, von seltenen Spontanheilungen?
Und was ist, wenn solche Heiler dutzende bis hunderte von seltenen Spontanheilungen aufzeigen können. Wie erklären sich Kritiker, dieses Phänomen, dass es solche Geistheiler tatsächlich gibt?
Wie immer erwarte ich darauf kein argumentatives Eingehen auf diese Fakten, denn diesen Kritikern geht es nicht um echte Wissenschaft, sondern um die Verteidigung ihres Glaubens.
Denn: Solche Dinge dürften in dem Glauben der Materialisten eigentlich gar nicht existieren – und sie existieren dennoch.
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